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Weight Watchers für den Hund? Übergewicht beim Vierbeiner

Wenn der Mops mopsig aussieht und sich beim Shar Pei, einem Faltenhund, die Haut wie Sardinen in der Dose aneinanderreiht, ist das eine Sache. Wenn sich die Rippen des geliebten Vierbeiners aber trotz leichten Drucks nur noch schlecht als recht ertasten lassen, eine ganz andere. Was bei uns Menschen laut der Weltgesundheitsorganisation die Nummer Eins der Zivilisationskrankheiten ist, wird auch bei Hunden ein zunehmend ernstes Problem: Mehr als jeder fünfte Hund leidet an Übergewicht. Wir erklären, warum „ein bisschen mehr“ keinesfalls eine Geschmacksfrage ist, wodurch das Übergewicht beim Hund in den meisten Fällen entsteht und was man dagegen tun kann.

(K)eine Frage der Optik!

Bei uns Menschen schwanken Schönheitsideale permanent zwischen Big is Beautiful und 90-60-90. Das trifft beim Hund nicht zu! Was aber sowohl für Zwei- als auch für Vierbeiner gilt: Übergewicht kann ernsthafte Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Zwar sind Erkrankungen beim Hund nur schwer auf einzelne Faktoren zurückzuführen, doch gefährdet ein zu hohes Körpergewicht in jedem Fall den gesamten Organismus. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenleiden, Hautkrankheiten und Arthrose als Folge der erhöhten Gelenkbelastung können die Folge sein.

Auch die allgemeine Lebenserwartung verringert sich bei unseren geliebten Vierbeinern um circa 1,5 Jahre! Die Figur des Hundes ist daher ganz klar keine Angelegenheit individueller Geschmacksfragen – eine Frage der Optik aber schon. Denn um zu überprüfen, ob sich der eigene Hund im Bereich des Normalgewichts befindet, hilft ein kritischer Blick…

BMI vs. BCS

Größe im Verhältnis zum Körpergewicht, abgestimmt auf Geschlecht und Alter, ergeben den Body-Mass-Index beim Menschen. Liegt der Wert über 25, wird sich auf die nächste Tina, Brigitte oder eine andere Zeitschrift gestürzt, um die überflüssigen Pfunde mit DER neuen Diät loszuwerden. Ein Glück, dass Hunde solche Zahlen nicht interessieren – wie gerne man da doch Hund wäre!

Umso wichtiger ist es, dass Herrchen und Frauchen überprüfen, ob der eigene Hund den „Beach Body“ (noch) hält. Bei Hunden wird sich dafür an dem sogenannten Body-Condition-Scoring (BCS) orientiert. Dieser kategorisiert die Figur des Hundes je nach Differenzierungsgrad in fünf bis neun verschiedene Stufen, wobei Stufe eins stark untergewichtig und Stufe neun Fettleibigkeit bedeutet. Dabei sind sowohl sicht-, als auch spürbare Merkmale von Übergewicht ausschlaggebend. Letzteres wird durch ein leichtes Handauflegen an den Rippen überprüft. Sind diese zu spüren, befindet sich der Hund im Bereich des Idealgewichts. Falls nicht, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zu hohes Gewicht vor, da sich überschüssiges Fett in der Regel an Brustkorb, Lendenwirbelsäule und Bauch ansammelt.

Wichtig hierbei: Rassespezifische Besonderheiten und auch das Alter des Tieres berücksichtigen! Befindet sich der Hund dann eher in der Fraktion der Moppelchen bis Dickmöpse, kann das verschiedene Ursachen haben…

Die drei Ls: Liebe, Leckerli und Lebensstil

Hand aufs Herz: Wenn der Hund lange genug dasitzt und die großen Kulleraugen einen nahezu durchbohren, wie oft wird man da schwach? Und wenn das neue Kunststück so toll klappt, reicht kein einfaches Lob. Da muss schon ein Leckerli her, stimmt’s? Im Alltag passiert es schnell, dass der Vierbeiner außerhalb der regulären Mahlzeiten verwöhnt wird. Kommt das nur äußerst selten vor, besteht sicherlich kein Grund zur Panik.

Aber: Steter Tropfen höhlt den Stein… oder auch den Hundebauch. Heißt ganz einfach ausgedrückt: Die Menge und Häufigkeit macht’s. Jedes Leckerli ist eine zusätzliche Energiequelle, die – streng genommen – von den Mahlzeiten abgezogen werden müsste. Eine ausgewogene Hauptmahlzeit deckt alle Nährstoffe und auch den Kalorienbedarf des Hundes ab. Als Faustregel wird hier oftmals die 10 %-Grenze hinzugezogen: Zusätzliches Futter sollte nicht mehr als 10 % des täglichen Gesamtbedarfs ausmachen.

Merke also: Beim Betteln standhaft bleiben und die Leckerlis gut überlegt einsetzen.

Die zwei Gs: Genetik und Geschlecht

Manche Hunderassen neigen eher zu Übergewicht als andere – ähnlich wie bei uns Menschen. Gerne wird die eigene Veranlagung auch als „Sündenbock“ für die überflüssigen Pfunde genommen. Bei unseren Hunden sollte die Genetik aber keine Entschuldigung für überflüssige Pfunde, sondern vielmehr als eine Art Warnschild gesehen werden. Labrador, Cocker Spaniel, Beagle und Mops sind beispielsweise für ihren unersättlichen Appetit bekannt. Egal, wo und wann, die Vierbeiner befinden sich immer auf der Suche nach etwas Essbarem und sind dabei auch nicht wählerisch. Im Zweifel tut’s auch der Komposthaufen. Nicht nur beim Spaziergang, sondern auch daheim, sollte stets ein Auge auf diese Fraktion gehalten werden. Das Essen in der Küche kann sich sonst schnell mal „verselbstständigen“…

Beim Geschlecht trifft es Hündinnen härter. Durch hormonelle Faktoren gelingt das Abnehmen bei Weibchen schwerer, strengere Diäten und mehr Bewegung sind hier gefragt. Apropos Hormone: Egal, ob Kastration oder Sterilisation, nach dem Eingriff ändert sich der Hormonhaushalt des Tieres. Der geringere Energiebedarf, einhergehend mit abnehmender Bewegungsfreude, aber gleichzeitig steigender Futteraufnahme, kann sich negativ auf das Gewicht auswirken.

Aufgepasst: Eine verringerte Futterration hört sich im ersten Augenblick nach einer logischen Konsequenz an. Doch würde der Hund dadurch nicht ausreichend mit essentiellen Proteinen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt, sodass es zum Nährstoffmangel kommen kann. Die Umstellung auf ein spezielles Futter ist an dieser Stelle ratsam.

Das Alter und Allgemeinbefinden

Mit zunehmendem Alter nimmt die Bewegungsfreude auch bei Hunden ab. Gleichzeitig wird Muskelmasse in Fettpolster umgewandelt, um zusätzliche Reserven aufzubauen. Um dem Hund das Leben mit überflüssigen Pfunden nicht noch schwerer zu machen, sollte das Futter frühzeitig an den veränderten Stoffwechsel angepasst werden.

Nimmt der Hund aber unabhängig vom Alter und trotz des an die Lebensumstände angepassten Futters stetig zu, kann u. a. eine Erkrankung der Schilddrüse oder Nebenniere vorliegen. Bei diesem Verdacht gilt es unbedingt den Tierarzt aufzusuchen.

Jedes Pfündchen kommt durchs Mündchen!

Auch hier bringt es ein Sprichwort auf den Punkt. Denn nicht nur das Wie viel, sondern auch das Was sind entscheidend. Daher lohnt sich ein Blick auf die Kalorienbilanz der „Top Drei“ unter den Dickmachern, die fast jeder Hundebesitzer zu Hause hat. Mit großem Abstand landet der Kauknochen dabei auf Platz Eins. Ganze 699 Kalorien bringt ein durchschnittlich großer Knochen mit sich. Platz Zwei nimmt die getrocknete Rinderhaut für sich ein. Bereits ein mittelgroßes Stück von circa 65 g kann 276 Kalorien ausmachen. Dicht dahinter liegt ein circa 50 g schweres Schweineohr mit 216 Kalorien. Doch auch im Allgemeinen ist ein Blick auf die Zutatenliste des Futters ratsam. Je nach Futtermittelhersteller unterscheidet sich die Zusammensetzung und der prozentuale Anteil von Kohlenhydraten und Proteinen stark.

Expertin Dr. Susan Kröger klärt auf:

Es gibt nicht einen speziellen Nährstoff oder eine besondere Futterkomponente, die zur Entwicklung von Übergewicht führt. Es ist immer die Gesamtenergieaufnahme. In vielen Fällen ist ein unkontrollierter Einsatz von Leckerlis und Kauartikeln ursächlich, z.T. aber auch eine zu große Futtermenge des Alleinfutters.

Fett ist der Nährstoff, der, im Vergleich zu Proteinen und Kohlenhydraten und bezogen auf 100 g, die meiste Energie liefert, sodass bei einer Gewichtskontrolle auf jeden Fall der Fettgehalt beachtet werden muss.

Hunde, die zu Übergewicht neigen, sollten daher ein eher fettarmes Futter erhalten, Hunde mit einem vergleichsweise hohen Energiebedarf hingegen ein eher fettreiches Futter.

Prinzipiell muss unterschieden werden zwischen Alleinfuttermitteln, die einen geringen Fettgehalt haben und speziellen veterinärmedizinisches Diäten. Die erstgenannten können der Entstehung von Übergewicht hauptsächlich nur vorbeugen. Letztere werden eingesetzt, wenn bereits ein Übergewicht vorliegt.

Die verschiedenen Sorten von FRED haben unterschiedliche Fett- bzw. Gesamtenergiegehalte, sodass je nach individuellem Energiebedarf des Hundes eine passende Sorte gefunden werden kann.

Agieren, statt Re-Agieren!

Im besten Fall kommt es natürlich gar nicht erst zu einem übergewichtigen Hund. Regelmäßige Gewichtskontrollen, eine Futterberatung und auch die Rücksprache mit dem Tierarzt sind dafür der Grundstein. Aber auch regelmäßige und ausreichende Bewegung! Denn unterm Strich ist es doch recht simpel: Ist die Energiebilanz ausgeglichen, hält sich auch die Waage. Bei zu viel Gewicht muss dementsprechend die Energiezufuhr geringer sein, als der Energieverbrauch.

Wer an dieser Stelle mit Grauen an eiserne Fitnessprogramme denkt, kann sich freuen: Studien haben festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen übergewichtigen Hunden und deren Besitzern besteht. Ausgedehnte und zügige Spaziergänge mit dem Vierbeiner hören sich da doch schon gleich viel besser an. Ganz nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ kann die Diät also gemeinsam starten.

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