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Tierheim, Züchter oder Auslandstierschutz?

Auf der Suche nach dem Wunschhund: Aus dem Tierheim, vom Züchter oder aus dem Auslandstierschutz? Egal, woher der Familienzuwachs kommt, das Adoptieren eines Hundes muss in jedem Fall gut überlegt sein.

Hunde aus dem Tierheim

Wer sich auf keine bestimmte Rasse oder auf das Alter des zukünftigen Mitbewohners festgelegt hat, hat gute Chancen, im Tierheim den Wunschhund zu finden. Gerade die älteren Hunde werden häufig übersehen. Wer offen ist, kann solch einem Hund ein Zuhause schenken.

Sven Fraaß vom Hamburger Tierschutzverein erklärt, wie ausführlich das Hamburger Tierheim zukünftige Hundehalter aussucht:

Wer sich für ein Tier interessiert und sich auf unserer Homepage eins ausgesucht hat, kann einen Vor-Ort-Termin vereinbaren, damit Mensch und Tier sich kennenlernen können.

Vorab müssen Bewerber eine detaillierte schriftliche Selbstauskunft abgeben. Darin wird unter anderem gefragt, wie der Hund in Zukunft lebt, wer zum Haushalt gehört, ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt. Wer in einer Mietwohnung lebt, muss das Einverständnis des Vermieters für die Hundehaltung vorlegen. Es wird genau gefragt, wie lange der Hund am Tag allein ist und wer sich im Fall von Krankheit oder Urlaub um den Vierbeiner kümmert.

Ein Tierheim ist ja kein Basar oder Online-Flohmarkt, wie es viele Portale leider sind“, sagt Sven Fraaß. Unüberlegte Anfragen haben im Tierheim keine Chance auf Vermittlung.

Wir wollen natürlich nicht, dass unsere Tiere nach der Homeoffice-Periode oder in Zeiten unbeschwerter Reisen plötzlich zu uns zurückkommen.

Genauso wenig möchten die Tierschützer, dass sich Menschen ihre Hunde spontan auf Kleinanzeigenportalen kaufen. „Dort wird häufig gar nicht nachgehakt, ob die Anschaffung eines Hundes tatsächlich gut überlegt ist“, so Fraaß. „Die Gefahr ist groß, dass diese Tiere wieder bei uns landen.

Tierheime leisten in der Regel viel Aufklärung, und die zuständigen Pfleger kennen ihre Hunde gut und können einschätzen, welcher Mensch zu welchem Tier passt. Und manchmal passt es eben nicht, und ein Hund wird nicht wie gewünscht vermittelt. „Es muss nett und gut erklärt werden, warum das gewünschte Tier nicht zu einem passt – oder grundsätzlich kein Tier zur aktuellen Lebenssituation. Und wenn die Menschen ein wenig Geduld haben, dann fragen sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nach oder schauen sich auch die Seiten anderer Tierschutzeinrichtungen an“, so Fraaß.

Auf die Schnelle gehe es eben nicht, wenn man einen Hund auf Lebenszeit adoptieren möchte. „Für einige muss alles sofort geschehen und ein Tier auch den oberflächlichen Vorstellungen entsprechen“, erläutert Fraaß. Daher prüft das Tierheim zukünftige Halter sehr genau.

Ein Hund aus dem Tierheim — das Wesentliche im Überblick:

  • Die Tierpfleger kennen ihr Tier und wissen, zu wem es passt.

  • Es wird genau geschaut, wer einen Hund adoptieren kann und wer eben nicht. Ehrenamtliche führen auch nach der Vermittlung teilweise Hausbesuche durch.

  • Tierheime bieten den Menschen die Möglichkeit, einen Hund mehrmals zu besuchen. Die Mitarbeiter stehen Rede und Antwort und beraten.

  • Auch nach einer Adoption stehen Tierheim-Mitarbeiter bei Fragen und Problemen zur Seite.

  • Wenn es ganz schlimm kommt und sich die Lebensverhältnisse ändern, werden die Schützlinge zurückgenommen und neu vermittelt.

  • Bei chronisch kranken Tieren bieten Tierheime auch die Möglichkeit einer lebenslangen Behandlung in der tierheimeigenen Praxis. Das Tier zieht dann in eine sogenannte Dauerpflegestelle.

  • Man hat das gute Gefühl, einem Tier hinter Gittern ein besseres Leben zu ermöglichen.

Ein Hund vom Züchter

Wer sich auf eine bestimmte Rasse festgelegt hat und einen Welpen von Anfang an begleiten und erziehen möchte, für den eignet sich ein Hund vom Züchter. Wichtig dabei ist, dass es sich um einen seriösen Züchter handelt und nicht um einen sogenannten „Hundevermehrer“, der ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Tiere Welpen in die Welt setzen lässt und nur auf den Gewinn blickt. Das hat mit seriöser Zucht nichts zu tun. Häufig hilft es, sich mit Hundebesitzern, die bereits einen Hund vom Züchter haben, auszutauschen.

Man sollte darauf achten, dass der Züchter einem offiziellen Verband oder einem eingetragenen Verein angehört und dort registriert ist. Eine gute Anlaufstelle ist der „Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e. V.“ mit Züchtern verschiedener Rassen. Züchter mit dem VDH-Logo erfüllen bestimmte Qualitätsmerkmale.

Bei einem persönlichen Kennenlernen vor Ort sollte das Muttertier angeschaut werden können und der Ort, an dem die Welpen leben. Ein seriöser Züchter wird gern alles zeigen, denn er hat ja nichts zu verbergen. Damit sich die Züchter intensiv um ihre Mutterhündin und den Wurf kümmern können, haben sie in der Regel nicht das ganze Jahr über Welpen und auch nicht mehrere Würfe gleichzeitig. Misstrauen ist angesagt, wenn der Züchter gleich mehrere Rassen im Angebot hat und verkauft.

Die Haustierversicherung AGILA hat eine Checkliste für den Welpenkauf erstellt, um seriöse Züchter von skrupellosen Welpenhändlern zu unterscheiden. Dazu gehört unter anderem: mehrere Besuche vor dem Kauf vereinbaren, das Gelände/Grundstück genau ansehen. Bei illegalen Welpenhändlern werden oft weitere Hunde in Zwingern gehalten. Ein deutliches Signal für unseriöse Züchter: Wenn dieser einen Aufpreis für Papiere verlangt oder Welpen ohne Papiere günstiger anbietet.

Seriöse Züchter geben ihre Welpen frühestens mit acht Wochen an die neuen Halter ab. Züchter sind außerdem dazu verpflichtet, ihre Welpen rechtzeitig zu impfen. Mit acht Wochen werden die Kleinen gegen Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose und Staupe geimpft. Den Heimtierausweis erhalten die neuen Besitzer bei der Abgabe der Welpen. Dann sind die Kleinen auch entwurmt und gechipt. Hunde aus einer offiziell anerkannten Zucht können eine Ahnentafel vorweisen. Seriöse Züchter zeigen diese gern. Auch die verschiedenen Eignungsprüfungen und Gesundheitstests der zur Zucht zugelassenen Hunde sollten offen gezeigt werden. Ein Kaufvertrag macht die Übergabe nach frühestens acht Wochen dann auch offiziell.

Ein Hund vom Züchter — das Wesentliche im Überblick:

  • Menschen, die sich zum ersten Mal einen Hund anschaffen, haben bei einem Rassehund vom Züchter den Vorteil, dass sie keine allzu großen Überraschungen erleben, was das allgemeine Wesen, die Größe, das Erscheinungsbild und den Charakter des Hundes angeht.

  • Ein Welpe vom seriösen Züchter hat die ersten wichtigen Lebenswochen bei seiner Mutter verbracht und hat wohl kaum eine Vergangenheit mit traumatischen Erlebnissen.

  • Gute Züchter beginnen frühzeitig mit der Sozialisierung und dem Alltagstraining ihrer Hunde, das heißt, sie fahren auch schon einmal mit ihnen Auto, die Welpen kennen Alltagsgeräusche wie Staubsauger oder Fernseher.

  • Ein seriöser Züchter beantwortet alle Fragen offen.

  • Wer sich für einen Welpen entscheidet, kann ihn so erziehen, wie er/sie möchte. Der Hund wird von Anfang an auf den Halter geprägt.

Hunde aus dem Tierschutz

Wer einen Hund aus dem Auslandstierschutz adoptiert, legt meistens Wert darauf oder hofft, auf diese Weise ein Tier zu retten. Denn die Tierheime in anderen Ländern sind häufig überfüllt. Um arbeitsfähig zu bleiben, müssen Hunde laut der Tierschutzorganisation Tasso e.V. nach Deutschland oder in andere Länder vermittelt werden. Dort haben sie bessere Chancen, adoptiert zu werden. Der Grundsatz ist Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort.

Aber bis in Ländern wie Rumänien eine funktionierende Adoptionskultur in Gang kommt, ist die einzige Überlebenschance für viele Hunde das Ausland“, heisst es bei Tasso.

Ganz wichtig für den künftigen Hundehalter: Der Hund muss gut sozialisiert sein und alle veterinärrechtlichen Vorschriften für die Ausreise erfüllten. Eine Anlaufstelle in Deutschland, die bei Problemen hilft und gegebenenfalls ein Tier auch zurücknimmt, ist unerlässlich. Das unterscheidet auch seriöse Vereine vom Hundehandel.

Wichtig ist, den Hund vorab kennenlernen zu können. Im Idealfall kommt der Hund aus dem Ausland über einen deutschen Tierschutzverein zunächst in ein deutsches Tierheim (oder auf eine Pflegestelle). Dort können die Tierschützer dann einschätzen, welches Zuhause sich eignet und was ein neuer Besitzer gegebenenfalls mitbringen muss. Interessenten können sich das Tier vor Ort mehrmals anschauen, gemeinsam Gassi gehen und dann eine Entscheidung fällen“ sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Das ist ein wesentlicher Punkt: Guten Tierschutzvereinen sollte es nicht um die Vermittlung um jeden Preis gehen, sondern darum, für den Hund das passende Zuhause zu finden.

Lea Schmitz gibt zu bedenken, dass zwischen dem seriösen Auslandstierschutz, der die Augen nicht vor dem Leid der Straßentiere verschließt und einzelne Tiere zur Vermittlung nach Deutschland bringt, und dem Hundehandel unterschieden werden müsse.

Beim seriösen Auslandstierschutz machen Tierschützer mit ihrer Arbeit keinen Gewinn. Wichtig beim seriösen Auslandstierschutz ist auch immer, vor Ort etwas zu verändern, zum Beispiel indem man Aufklärungsarbeit betreibt und Kastrationsaktionen unterstützt.

Das andere ist der illegale Welpenhandel, bei dem Welpen im Ausland (meist Osteuropa) „produziert“ werden, um sie in Deutschland über Internet-Kleinanzeigen zu verkaufen. Lea Schmitz: „Um sicherzugehen, dass man nicht an illegale Händler gerät, die auch unter dem Deckmantel des Tierschutzes agieren können, sollte man darauf achten, dass man einen Auslandshund über einen seriösen (deutschen) Tierschutzverein bezieht.“

Worauf ist bei einem Hund aus dem Auslandstierschutz zu achten?

Straßenhunde aus Süd- und Osteuropa, die dem Welpenalter längst entwachsen sind, sind häufig nicht an die Umweltbedingungen in Deutschland gewöhnt. „In der Regel handelt es sich um selbstständig agierende Hunde, deren Anpassungsvermögen aufgrund ihrer Vorgeschichte eingeschränkt sein kann. Wenn Junghunde importiert werden, muss davon ausgegangen werden, dass die Hunde ihre entscheidende Sozialisierungsphase zur Vorbereitung auf den Transport nach Deutschland in der Quarantäne eines Tierheimes verbracht haben, nicht ausreichend konfrontiert mit Menschen und Umweltreizen“, darauf weist Dr. Moira Gerlach, Vorsitzende der Tierärztlichen Vereinigung Tierschutz e.V., eindringlich hin.

Nun ist nicht jeder Hund aus dem Auslandstierschutz ein Straßenhund und dennoch sollte auf die Herkunft geachtet werden. Denn nicht selten zeigten die importierten Hunde laut Moira Gerlach ein hochgradig unsicheres Verhalten und haben später Angst vor allem, was die westliche Industriegesellschaft mit sich bringe. „Die importierten Hunde leiden mitunter erheblich aufgrund der permanenten Überforderung ihres Anpassungsvermögens. Dauerstress und – bedingt dadurch – ein geschwächtes Immunsystem begünstigen dann das Auftreten von Infektionskrankheiten.“ Häufig würden überforderte Tierhalter und Tierhalterinnen diese Hunde wieder abgeben.

Daher muss die Auswahl geeigneter Hunde sehr sorgfältig durch sachkundige Personen erfolgen, welche die jeweiligen Tiere bereits längere Zeit persönlich beobachtet haben und deren aktuelles und gegebenenfalls zu erwartendes Verhalten fachkundig und so korrekt wie unter den gegebenen Umständen möglich, beurteilen können. Dies ist häufig nicht der Fall.“, so Gerlach.

Je nach Sozialisierungs- und Eingewöhnungsgrad brauchen Auslandshunde in ihrem neuen Zuhause viel Geduld und tierschutzkonformes Hundetraining (gerade bei Angsthunden oder verhaltensauffälligen Hunden). „Einigen wird es für immer schwerfallen, sich in ihrer neuen Umgebung einzugewöhnen. Hier spielt eben auch die vorherige Auswahl der für den Import geeigneten Hunde eine wichtige Rolle“, so Moira Gerlach.

Problematisch sind die häufig praktizierten „Direktvermittlungen“, dabei werden die Hunde per Foto im Internet ausgesucht und dann nach einigen Absprachen aus dem Ausland per Transporter zu den neuen Besitzern gebracht und an abgemachten Treffpunkten übergeben, so Dr. Moira Gerlach. „Hund und neue Besitzer haben sich in der Regel nie vorher gesehen und je nach Hundeerfahrung und Erfahrungen des Hundes, kann hier schnell auf beiden Seiten eine Überforderung eintreten.

Bei geeigneter Vorauswahl der importierten Tiere aber und guter vorheriger Beratung durch seriös arbeitende Vereine, entwickeln sich viele dieser Hunde in ihrem neuen Zuhause auch gut. Häufig werden Mischlinge von mittlerer Größe importiert, die ein gutes Sozialverhalten gegenüber Artgenossen und auch Menschen haben und dem neuen Halter das Gefühl vermitteln, mit der Aufnahme des Hundes etwas Gutes getan zu haben.

Informationen gibt es dazu auf der Website des Tierschutzbundes.

Viele Tierärzte sehen es aber kritisch, Hunde aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Vor allem Tiere aus dem südeuropäischen Raum würden Krankheiten, die es eigentlich nur dort gibt, zu uns bringen. Die Leishmaniose zum Beispiel. „Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine der wichtigsten, aus dem Ausland importierten Parasitosen. Für den Hund ist es eine schwere Erkrankung, die häufig tödlich verläuft. Das Tückische ist, dass zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit vier Wochen bis mehrere Jahre liegen können und man daher häufig keinen direkten Zusammenhang herstellen kann“, so Dr. Thomas Steidl vom Ausschuss für Kleintiere der Bundestierärztekammer.

Übertragen wird die Leishmaniose von der Sandmücke im südlichen Europa. Daher ist neben der Gefahr für mitreisende Hunde nach Süditalien, Griechenland oder Spanien die Infektionsrate bei Tierschutzhunden, die aus dem Süden nach Deutschland eingeführt werden, besonders hoch. Mit der Impfung können lediglich die Symptome reduziert werden, die Infektion lässt sich nicht verhindern.

Hunde aus dem Auslandstierschutz, ein Überblick:

  • Genau schauen, wie seriös der Verein ist. Sich einen Hund lediglich anhand von Fotos und Videos auszusuchen und dann am Flughafen in Empfang zu nehmen, davon ist abzuraten.

  • Pflegestellen bieten Interessierten an, den Hund vor Ort persönlich kennenzulernen und auch mehrmals zu besuchen. Ähnlich wie beim Tierheim oder beim Züchter verlangen auch Pflegestellen eine Auskunft darüber, wie der Hund in der neuen Familie lebt, ob in einer Wohnung oder in einem Haus und ob der Vermieter mit dem Haustier einverstanden ist.

  • Bei älteren Hunden aus dem Ausland ist die Vorgeschichte meist nicht bekannt, und viele dieser Hunde haben Probleme, bei uns zurechtzukommen. Auch Angsthunde sind dabei und benötigen viel Geduld und professionelles Hundetraining.

  • Hunde aus Südeuropa können häufig mit Mittelmeerkrankheiten infiziert sein.
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